Der Bundestagsabgeordnete Henning Rehbaum aus Albersloh besuchte die Metallwerke Renner GmbH in Ahlen und sprach mit dem Geschäftsführenden Gesellschafter Jürgen Henke über steigende Energiekosten, Verzinkung, bürokratische Hürden und Gießkannen.
Das Unternehmen ist ein Hersteller von Blechwahren mit eigener Feuerverzinkerei und wird bereits seit 99 Jahren erfolgreich als Familienunternehmen geführt. Dies soll auch in Zukunft so bleiben: im August trat auch Sohn Jan Henke ins Unternehmen ein. Doch die Corona-Epidemie, der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und der Fachkräftemangel stellen auch die Metallwerke Renner vor neue Herausforderungen.
In blauer Arbeitskleidung stehen Männer und Frauen in den Werkhallen, im Stanz- und Bordierwerk, an den Verzinkungsbecken, in der Pulverbeschichtung oder im Lager, um alltägliche und nicht so alltägliche Produkte herzustellen und zu veredeln. Im Herzstück des Unternehmens, der Verzinkerei, werden Erzeugnisse aus Blech mit einer dünnen Schicht Zink überzogen, um sie vor Korrosion zu schützen. So werden neben Industrie- und Entsorgungsprodukten, zum Beispiel Gießkannen für den heimischen Garten und spezielle Bitumengießkannen für den Straßenbau oder Regentonnen mit exklusiven Messinghähnen in den Hallen mit dem für Industriebauten so charakteristischen Sheddach gefertigt.
Ein Teil der nötigen Prozesse wird mit Gas betrieben – so etwa die hauseigene Pulverbeschichtung und der Wasserkessel, die einen Großteil des Verbrauchs ausmachen. Andere Prozesse wiederum – z.B. die Becken der Verzinkerei, werden durch ein Induktionsverfahren mit Strom beheizt. In Zeiten immer weiter steigender Preise stellen diese Produktionsprozesse ein kostspieliges Unterfangen dar, auch wenn die Bundesregierung Hilfe für Unternehmen beschlossen hat.
„Renner ist ein richtiger Tausendfüßler der Branche. Sich breit aufzustellen sorgt für Resilienz, aber dass der Mittelstand mit den explodierenden Energiepreisen so von der Regierung allein gelassen wird, darf man nicht zulassen.“ so Rehbaum zu den Entlastungsplänen der Ampel.
Jürgen Henke erläuterte anhand verschiedener Kennzahlen, auf welch hohem Niveau sich die Preise für Energie mittlerweile bewegen: „Der Strompreis hat sich innerhalb eines Jahres verfünffacht, der Gaspreis hat sich seit Februar gar versechsfacht. Aufgrund der hohen Qualität unserer Produkte haben wir schon immer auch höhere Herstellungskosten als vergleichbare Betriebe, aber solche Preissprünge habe ich bisher noch nicht erlebt.“ Sollten die Stadtwerke, wie sie bereits angekündigt haben, im Fall der Fälle die Gaszufuhr abschalten, dann würden in den Werkshallen von Renner verschiedene Anlagen ausfallen. „Eine Beschichtung unserer Artikel mit Farbe wäre in diesem Fall nicht mehr möglich.“ so Henke weiter.
Das von den Grünen unter Robert Habeck geführte Bundeswirtschaftsministerium hat bereits für diese Fälle ein Energiekostendämpfungsprogramm aufgelegt, dieses würde für die Firma Renner aber nicht vor den aufziehenden Problemen bewahren. In dem Programm ist zwar für Betriebe im Winter eine Gaszuteilung vorgesehen, dies trifft aber nun auf Firmen zu, die Gas für die Heizungen benötigen. Betriebe wie Renner, bei denen eine gesicherte Gasversorgung essentiell für den Weiterbetrieb ist, weil Gas für die Prozesswärme benötigt wird, würden leer ausgehen.
„Das Programm der Grünen ist überhaupt nicht vom Mittelstand her gedacht. Dass große Betriebe von Robert Habecks Ministerium bedacht werden, damit bin ich zum Teil einverstanden, aber dass Mittelständler wie die Firma Renner oder beispielweise Bäckereien leer ausgehen, da gehe ich nicht mit.“ kommentierte der Albersloher Rehbaum die Entscheidung des Bundeswirtschaftsministeriums.
Jürgen Henke, der das Familienunternehmen seit gut 30 Jahre führt, stimmt dem Bundestagsabgeordneten zu: „Das ist schon ein echter Dämpfer. Wir hatten uns davon mehr erhofft. Es ist zwar bestimmt gut gedacht aber in dem Entscheidungsprozess fehlte wohl jemand mit wirtschaftlichem Background. Wer sollte der Empfänger sein, wenn Prozesswärme nicht berücksichtigt wird? Hier werden die Mittelständer klar übergangen.“
Ein weiteres Thema war der allgegenwärtige Fachkräftemangel. Der Geschäftsführer von Renner, der sich bereits mehrfach darum bemüht hatte, Geflüchtete fest anzustellen, berichtete, dass die Bürokratie ihm leider zu oft einen Strich durch die Rechnung mache. „Wenn sich jemand bei uns vorstellt, der arbeiten will, dann stellen wir ihn gerne ein. Leider scheitert es letztendlich fast ausschließlich an der Bürokratie. Das ist nicht nur für uns deprimierend,sondern noch mehr für die Menschen, die Arbeit suchen.“
Rehbaum, der bereits den Fachkräftemangel als Landtagsabgeordneter als drängendes Problem anmahnte, stimmte Henke zu. „Hier muss gegengesteuert werden. Wer in diesem Land arbeiten möchte, dem dürfen keine Steine in den Weg gelegt werden. Das ist einfach verschenktes Potential und nützt niemandem.“